Vitamin D-Rezeptor-Blockade – die Wahrheit

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Auf manchen Internetseiten wurde und wird behauptet, eine VDR-Blockade könne man einen erhöhten Quotienten von Vitamin D 1,25 OH zu 25-OH erkennen, in diesem Fall wäre die zusätzliche Gabe von Vitamin D gesundheitsschädlich.

Ende 2016 habe ich mich erstmalig mit der Vitamin-D-Rezeptor-(VDR)-Blockade beschäftigt.

Auf manchen Internetseiten wurde und wird behauptet, eine VDR-Blockade könne man einen erhöhten Quotienten von Vitamin D 1,25 OH zu 25-OH erkennen, in diesem Fall wäre die zusätzliche Gabe von Vitamin D gesundheitsschädlich.

Nachfolgend werde ich Ihnen beweisen, daß diese Behauptung absoluter Unsinn ist.

Durch Sonnenlicht entsteht Pro-Vitamin D, welches zu Cholecalciferol umgewandelt wird. Dieses ist die aktive Vitamin-D-Form und ist verantwortlich für die allermeisten positiven (immunologischen) Vitamin D-Wirkungen! Genau dieses Chlocalciferol führen wir durch Tabletten, Kapseln oder Tropfen zu.

Alles was in der Zelle nicht gebraucht wird oder nicht in die Zelle gelangen kann (!!) wird zu Calcidiol (25 OH) umgewandelt, welches die „inaktive“ (Speicher)Form des Vitamin D darstellt.

Daraus entsteht in den Nieren Calcitriol (1,25 OH), welches ausschließlich für die Knochen benötigt wird!

Nachfolgend sehen wir eine solche Konstellation bei einem 13 jährigen Jungen, der sich wegen KPU in meiner Praxis vorstellte. Demnach müßte hier eine ausgeprägte VDR-Blockade vorliegen.

Zwei Jahre später zeigt sich eine deutliche Normalisierung des Verhältnisses, 25-OH beträgt 44,5 ng/ml (im Eigenlabor gemessen).

Was ist passiert? Der Junge ist 11 cm gewachsen! Da Calcitriol für das Knochenwachstum essentiell ist, bildet der Körper dementsprechend viel davon, um ein kräftiges, gesundes Skelett zu gewährleisten. Der Befund von 2016 war völlig physiologisch und hatte absolut nichts mit VDR-Blockade zu tun! Eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe für die nachfolgenden Wintermonate wäre richtig gewesen!

 

Was sieht man nun bei einer „echten“ VDR-Blockade?

Diese Patientin hat einen heterozygoten VDR-Polymorphismus und somit ein nachgewiesenes VDR-Problem.

Das Calcidiol findet sich erwartungsgemäß hoch, das aktive Cholecalciferol kann nicht komplett in die Zelle gelangen. Die Patientin hatte zu diesem Zeitpunkt 3000 IE täglich substituiert, rechnerisch müßte Calcidiol bei ca. 70 ng/ml liegen.

Calcitriol findet sich deutlich niedriger, das Verhältnis zeigt sich genau umgekehrt.

Von besonderem Interesse ist die Betrachtung das Calcium-Haushalts. Calcium (Ca) gelangt VD(R)-vermittelt in die Körperzelle. Bei einer VDR-Blockade muß das intrazelluläre Ca niedrig und das im Serum gemessene, extrazelluläre hoch sein. Genau diese Konstellation findet sich bei dieser Patientin:

Calcium hat sich seit der ersten Messung im September 2017 so gut wie nicht verändert – trotz Gabe verschiedener Calcium-Verbindungen.

Neben „echten“ (angeborenen) VDR-Blockaden finden sich auch erworbene, epigenetische Blockaden. Dabei werden Gene durch Gifte blockiert und dabei „ausgeschaltet“, so daß die codierte Information nicht mehr (komplett und fehlerfrei) abgelesen werden kann. Somit werden weniger (einwandfrei funktionierende) VDR produziert. Infrage kommende Substanzen sind Umweltgifte und „seelische“ Gifte. Man hat herausgefunden, daß bei vielen Überlebenden des Anschlags auf das  World-Trade-Center im Vergleich zu unbelasteten Kontrollpersonen bis zu 500 Gene abgeschaltet sind.

Diese Patientin zeigte über knapp drei Jahre völlig normale intrazelluläre Ca-Werte.

 

Im Juli 2017 fand sich deutlich gefallenes Calcium, welches trotz Gabe verschiedener Calcium-Verbindungen nicht anstieg.

Im November 2017 lag der Calcidiol-Wert bei 8,4 ng/ml, durch angepaßte Substitution stieg er auf 60,3 ng/ml. Serum-Ca normal 2,4 mmol/L.

Ein menschlicher Körper besteht aus ca. 100 Billionen Zellen. Wieviele davon VD-Rezeptoren besitzen ist nicht bekannt. Bei dieser Patientin betrifft die Störung sicher nur einen kleinen Teil dieser 100 Billionen Zellen.

Nach fünfwöchiger Therapie durch modifizierte Therapie kommt es erstmalig zum Wiederanstieg des intrazellulären Calciums als Zeichen einer rückläufigen VDR-Blockade.

Noch einige Gedanken zu einer möglichen Toxizität des Vitamin D:

da es sich um ein Steroidhormon handelt, welches von unserem Körper gebildet wird, kann es nicht grundsätzlich toxisch sein. Wir wissen aber, daß eine (krankhafte) Überproduktion oder eine zu starke Substitution von Hormonen zu schweren gesundheitlichen Störungen führen kann, wie zum Beispiel hier.

Daher solle man sich bei der Vitamin-D-Substitution immer im sicheren Bereich zwischen 60 und 90 ng/ml bewegen.

Zusammenfassung

  • Für eine VDR-Blockade kommen nur (epi)genetische Ursachen in Frage.
  • Hinweise für eine VDR-Blockade sind unnatürliche hohe Calcidiol – Werte ohne Substitution, Sonnen- oder Solariumbestrahlung, sowie hohe extrazelluläre und niedrige intrazelluläre Calcium-Spiegel.
  • Calcitriol oder dessen Verhältnis zu Calcidiol hat absolut nichts mit einer VDR-Blockade zu tun.

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