Nitrosativer Streß und Mitochondriopathie

nitrosativer stress burnout

Quelle: Raj Creationzs/shutterstock

Vollgas bei maximal angezogener Handbremse

Viele Leser werden sich in dem Untertitel selbst erkennen: das Gefühl, unter Dauerstrom zu stehen und gleichzeitig keine Energie zu haben. Dieses Phänomen hat der Entdecker des nitrosativen Streß, der amerikanische Professor Pall, in seinem Buchtitel „Explaining unexplainable Illnesses“, zu Deutsch in etwa: „Die Erklärung unerklärlicher Krankheiten“, treffend beschrieben. Selbst an CFS, dem Chronische Müdigkeits-Syndrom erkrankt, hat er sich auf die Suche nach möglichen Gründen für seinen Zustand gemacht. Seine Entdeckungen sind bahnbrechend, denn sie erklären die biochemischen Ursachen vieler von der Schulmedizin als unheilbar bezeichneten Erkrankungen.

Was ist Nitrosativer Streß?

Im Mittelpunkt steht das Molekül NO, Stickoxid. Es ist für viele Funktionen des Organismus sehr wichtig, z. B. für Durchblutung, Immunsystem, Nervensystem und der Energiegewinnung in den Mitochondrien, der Kraftwerke unserer Zellen.

Wird aber zuviel NO produziert, verkehrt sich seine Wirkung ins Gegenteil. NO und seine Folgeprodukte Nitrotyrosin und Peroxinitrit hemmen teilweise irreversibel die Mitochondrienfunktion im gesamten Stoffwechsel. Die Auswirkungen können verheerend sein, die Symptome betreffen in der Regel mehrere Organsysteme scheinbar zusammenhanglos: Magen-Darm-Beschwerden, chronische Rückenschmerzen, Cholesterinerhöhung und Depressionen haben auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam. Untersucht man aber die Marker für Nitrostreß wird plötzlich der rote Faden für diese verschiedenen Symptome sichtbar.

Der Mitochondrienstoffwechsel

Mitochondrien sind die Kraftwerke unserer Zellen. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich um Bakterien, die mittlerweile symbiotisch in uns leben und unersetzlich geworden sind. Sie produzieren ATP (Adenosin-Tri-Phosphat), das Molekül, welches unser Leben als Energiespender möglich macht. Am Tag ist es die ungeheuere Menge von 70 – 80 Kg!

Der Mitochondrienstoffwechsel ist ein hochkomplexer Ablauf, dennoch möchte ich den Versuch unternehmen, Ihnen die wichtigsten Schritte zu erläutern. Alle gegessenen Nahrungsmittel werden zerkleinert und zersetzt, bis ihre Bestandteile in die Mitochondrien gelangen können. Dort werden sie dem Citratzyklus zugeführt, einem biochemischen Kreislauf, der hauptsächlich NADH produziert. Diese auch Coenzym 1 genannte Verbindung stellt den Treibstoff für die eigentliche ATP-Synthese dar, die in der Atmungskette abläuft. Dort erfolgt der größte Teil der ATP-Neuproduktion.

Das ATP wird nun aus dem Mitochondrium in die Zelle geschleust und gibt dort ein Phosphoratom ab, die eigentliche „Energie“. Es bleibt ADP (Adenosin-Di-Phosphat) übrig, welches wieder in das Mitochondrium geschleust wird und mit einem neuen Phosphoratom zu ATP recycelt wirkt.
Dieser Recycling-Mechanismus ist für 90% der benötigten ATP-Menge verantwortlich!

Mitochondriopathie

Eine Störung im Mitochondrienstoffwechsel wird Mitochondriopathie genannt. Folgende Schritte in der ATP-Gewinnung können durch Nitrosativen Streß gehemmt werden:

Die erste Blockade kann schon vor der Einschleusung von Nahrungsmitteln in die Mitochondrien erfolgen: durch Hemmung bestimmter Enzyme wird der (Kohlenhydrat)Stoffwechsel auf Gärung geschaltet und anstatt daß die Mitochondrien die Kohlenhydrate wie oben beschrieben verwerten können, entsteht Laktat (Milchsäure). Der Gärungsstoffwechsel liefert aber nur 1/16 der möglichen ATP-Menge. Schlimmer noch ist die Tatsache, daß das Laktat den ATP-Recyclingmechanismus blockiert!!!!

Den nächsten Angriffspunkt stellt der Citratzyklus dar. Dabei sind zwei Enzyme besonders wichtig (Aconitase und Succinat-Dehydrogenase), weil durch deren Blockade der Zyklus zum Erliegen kommt.

Schließlich können die Atmungskettenenzyme blockiert werden, hierbei handelt es sich um irreparable Schäden. Mitochondrien werden nicht neu gebildet, sie „vermehren“ sich durch Teilung. Somit „vervielfältigen“ sich auch geschädigte Mitochondrien und werden mütterlichseits den Nachkommen weitergegeben!

Der letzte Angriffspunkt ist der ADP – ATP – Recyclingmechanismus. Er wird nicht nur wie oben beschrieben durch Laktat, sondern auch durch Umweltgifte, Schwermetalle (Amalgam und Palladium!), Chemikalien und Viren blockiert.

Teuflische Teufelskreise

Die beschriebenen Veränderungen laufen, einmal begonnen, selbstständig weiter, verbreiten sich im gesamten Organismus und nehmen an Intensität zu. Das ist der Grund für die scheinbar „grundlosen“, ständig zunehmenden und „wahllos“ auftretenden Symptome. Der Schulmedizin bleibt nur noch eine Erklärung: Psyche!

Ursachen für Nitrosativen Streß

  • Schwere virale (z.B. EBV), bakterielle (z.B. Borreliose) oder parasitäre Infektionen
  • Physische Traumen
  • Instabile Halswirbelsäule
  • oxidativer Streß (zu viele freie Radikale)
  • Elektrosmog (Handys, W-LAN, Schnurlostelefone, Blue-Tooth)
  • Schwere psychische Traumatisierungen oder Schockerlebnisse
  • Toxische Belastungen mit Umweltgiften und Chemikalien
  • Impfungen
  • Starke anhaltende geistige und / oder körperliche Belastung
  • Psychostreß
  • Medikamente (Antibiotika, Cholesterinsenker, Blutdrucksenker, Diabetesmedikamente, Potenzmittel und viele mehr)
  • Störfelder (z.B. wurzelbehandelte Zähne, chronisch entzündete Mandeln)
  • Kohlenhydratreiche Ernährung
  • Nitratreiche Ernährung

Krankheitsbilder – ohne Anspruch auf Vollständigkeit

„Psyche“

  • Depressionen
  • Angst- und Panikattacken
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • Müdigkeit
  • Frühzeitige Erschöpfung
  • Schlafstörung
  • Burn-Out
  • CFS

Nerven

  • MS
  • Parkinson
  • Alzheimer
  • Polyneruopathien
  • Migräne

Bewegungsapparat

  • Arthritis
  • Arthrose
  • Rheuma
  • Fibromyalgie

Immunsystem

  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Allergien von Haut (Neurodermitis), Atmungsorgane (Heuschnupfen, Asthma) und Verdauungssystem (Nahrungsmittelallergien, Reizdarm, Histaminintoleranz)
  • Autoimmunkrankheiten

Hormonhaushalt

  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Endometriose
  • Myome der Gebärmutter
  • PCO-Syndrom
  • Hashimoto-Thyreoiditis

Therapie

Das Ziel einer Therapie muß darin bestehen, das vermehrte NO und seine Folgeprodukte zu senken. Der beste NO-Fänger ist Vitamin B12! Allerdings muß man wissen, daß Vit. B12 im Magen nur sehr schlecht aufgenommen werden kann, daher sollte es entweder gespritzt oder als Lutschtablette verabreicht werden.

Hinzu kommen nach Bedarf und Austestung: Mineralien, Spurenelemente, fett- und wasserlösliche Vitamine und viele andere Mikronährstoffe. Die benötigte Zufuhr erfolgt in sehr hoher Dosierung, ansonsten „verpuffen“ die verabreichten Stoffe.

Das zweite Ziel muß natürlich darin bestehen, die Ursachen für diese Stoffwechselentgleisung zu beseitigen. Dieses gestaltet sich nicht immer leicht, denn viele Patienten sind derartig geschwächt, daß sie z.B. eine Amalgamentfernung und –ausleitung kaum verkraften können.

Unabdingbar für den therapeutischen Erfolg ist die Ernährungsumstellung! Wie oben erwähnt, entsteht aus Kohlenhydraten Laktat, welches das ATP-Recycling blockiert! Daher ist eine kohlenhydratarme Ernährung ein unbedingtes Muß!!

Im dritten Schritt „lernt“ der Stoffwechsel mit IbiS wieder richtig zu funktionieren.

Hier sehen Sie einen typischen Laborbefund für das eben geschilderte:
eine erhöhte Lipidperoxidation zeigt bereits eingetretene Schäden durch ein zu viel an freien Radikalen. Gleichzeitig zeigt sich eine erniedrigte Antioxidative Kapazität, die Patientin hat einen Mangel an Radikalfänger (z. B. Vitamin C, E und viele andere).

Die Aktivität der Mitochondrien ist auf 55% reduziert! Hier fragt man sich, wie ein Mensch seinen Alltag bewältigen kann.

 

Die erhöhte Methylmalonsäure ensteht durch Zerstörung des Vitamin B12 durch Stickoxid und „beweist“ den Nitrosativen Streß.

Nach nur fünf Wochen Therapie sehen Sie ein hervorragendes Therapieergebnis: die Mitochondrien zeigen eine optimale Aktivität, die Antioxidative Kapazität liegt im oberen Normbereich und die normalisierte Methylmalonsäure zeigt einen Rückgang des nitrosativen Streß an. Lediglich die Lipidperoxidation ist leicht angestiegen, die Patientin sollte sich von mehreren wurzelbehandelten Zähnen trennen, um auch hier Normalwerte zu erzielen.

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